Weihnachten war für mich immer eine magische Zeit, von Kindheit an bis
fast jetzt. Die Tage werden früh dunkel und dann beginnt der Zauber
der Lichter. Die ganze Stadt ist geschmückt, warme, kleine Lichtkegel
in den verschiedensten Formen verzieren die Straßen mit
weihnachtlichen Motiven. Diese zarten, dunkelgelben
kerzenscheingleichen Farbtupfer tauchen die Umgebung in ein
herzerwärmendes Licht. Körperwärmende Getränke und bauchfüllende
Süßigkeiten tragen genussvoll zur vorweihnachtlichen Stimmung bei.
Trotzdem ich keine Gabe für die Keksbäckerei habe, gehörte es doch
jedes Jahr dazu, sich daran zu versuchen und die Familie, Dank
geduldsamer Gestaltung und Größe der Keksergebnisse, zu amüsieren. Die
fröhlichen Stimmen und himmlischen Glöckchen der in der Backstube vor
sich hinsingenden christmas hits (niemals zu alt dafür und kommen auch
niemals aus der Mode), Mehl in jeder Ecke meiner Küche, der Duft von
Zimt und Nüssen und das feeling war perfekt (allerdings nur in der 1.
Stunde, danach schwindet mit dem 50igsten ausgestochenen am Nudelbrett
pickenden Keks die oh du fröhlicheeeee dahin, meine Geduldsfäden sind
aus hauchfeinem Zuckerguss).
Die Adventszeit war immer auch eine besondere Familienzeit. Jeden
Adventsonntag saßen wir bei Tee und Keksen beisammen, die Kerzen am
Kranz wurden angezündet, wir sangen Lieder (immer wieder witzig und
lachen bis die Tränen kommen) und lasen weihnachtliche Geschichten
oder Gedichte vor. Ich schätzte dieses Ritual der Besinnung auf den
Wert dieser Zeit. Und ich liebe Adventskalender. Die beste Idee,
Vorfreude zu leben, ist, das tägliche Türchen zu öffnen und für das
Warten belohnt zu werden (das Konzept würde sich für viele
Gelegenheiten eignen: auf den Bus warten - Busfahrerin gibt Schoki
beim Einsteigen. Herrlich oder? Denk das nächste Mal daran). Bis zum
heutigen Tag (mein 38stes Weihnachten) bekomme ich einen
Adventskalender und ich danke meinem Vater für die Bewahrung und
Aufrechterhaltung dieser kindlichen Freude.
Der Magie Höhepunkt gipfelt im heiligen Abend. Bis (fast - Aufklärung
dafür folgt) heute ist dies (nach !! meinem Geburtstag) der
aufregendste Tag im Jahr. Früh morgens wache ich bereits in freudiger
Erwartung (nein nicht wie Maria, weil unbefleckt kann ich sowieso
nicht mehr empfangen haha) auf und kann den Abend und die Bescherung
kaum erwarten. Dies danke ich meinen Eltern, die den heiligen Abend
wundervollst zelebrierten und für uns Kinder inszenierten, um die
Magie der Weihnacht spürbar zu machen.
Ein Tag voller liebenswerter Rituale, Essgelagen, Liebe, Familie und
Geschenken (okay ich gebe zu, dieses Thema ist dann doch eher heikel
und geschichtsträchtig, ich schiebe es darauf, dass ich die
bemitfühlenswerte Zweitgeborene bin. Mehr möchte ich an dieser Stelle
nicht dazu sagen). Es ist der wahrgewordene Kindertraum! Die Stimmung,
wenn ich wusste, dass es bald soweit sein würde, dass wir staunend und
singend (ja wir ziehen es jedes Jahr durch, ein unglaublich
unterhaltsames Highlight) um den Christbaum stehen, ist immer noch
prickelnd.
Niemals vergesse ich diesen Moment als Kind, als ein leises Klingeln
aus dem Wohnzimmer erklang, sich die Tür öffnete und wie aus dem
Nichts dieser wundervoll geschmückte prächtig glitzernde
Weihnachtsbaum vor uns stand. Diese besondere Atmosphäre! Die Wärme
der Kerzen, das sanfte Licht, das Knistern und Glitzern der
Wunderkerzen, nicht zu vergessen ihr unvergesslicher Geruch (ihr kennt
ihn alle), die bunten, hübsch verpackten Geschenke, die liebevoll
eingepackten, am Baum hängenden Fondantstangerl und die Liebe meiner
Eltern, die diesen einzigartigen, magischen Moment uns Kindern
ermöglicht haben. Liebe! Die Rituale heute haben sich dem
Erwachsensein angepasst und durch Einschnitte im Leben verändert, aber
die Besonderheit dieses Tages hat dadurch nichts eingebüßt.
Die Stimmung in der Vorweihnachtszeit verführt mich aber auch zu
Melancholie, da sich das Jahr dem Ende neigt und ein Ende ist ein
Abschied. Dies macht nachdenklich und kann traurig stimmen. Besonders
die letzten beiden Weihnachten fiel es mir schwer, die Magie
wahrzunehmen, da mein Herz gebrochen, meine Seele gekränkt, mein
Verstand ohnmächtig und mein Geist traurig war. Denn der Tag meiner
Single-to-be-Zeit begann im Dezember. Ich habe mir den Zauber der
Weihnacht vom Grinch der Liebe stehlen lassen. Ein sehr wertvoller
Teil meiner liebenswerten kindlichen Begeisterungsfähigkeit wurde
verschüttet von der Trauer des Beziehungstodes. Weihnachten ist
durchtränkt von Liebe und assoziativ somit vom Pärchensein. Damit ist
es als Single (gerade zu Beginn) in der schneeweißen,
klingelingelingelnden, tatsächlich liebeversprühenden
Weihnachts-Wunderland-Welt eine herzschmerzende Herausforderung. Aber
ich habe beschlossen den Grinch dieses Jahr willkommen zu heißen und
zu meinem Fest mit meiner Familie einzuladen. Er ist hartnäckig und
stur, wir kennen ihn, aber er hat doch ein Herz, wenn auch ein mini
winzig verschwindend kleines und es ist möglich, dass es wieder für
Weihnachten zu schlagen beginnt. Ich lebe zwar nicht in Whoville aber
vielleicht passiert das Weihnachtswunder heuer auch bei mir.
Ich wünsche Euch magische Weihnachtsmomente und lasst Euch den Zauber
nicht stehlen! Und wenn es doch passiert, dann ist das voll
verständlich, aber holt ihn euch verdammt nochmal wieder zurück!
oh holy night meine Lieben!
by
aheadfullofglitter