Zu den Pom-poms meines Lebens gehören ganz klar die Reisen, die ich
mache. Ich liebe es, unterwegs zu sein, nichts bringt mich so schnell
aus dem Alltag wie das Reisen an andere Orte. Was man beim Reisen
erlebt, und sei es auch nur ein Wochenendausflug in die Südsteiermark,
bewirkt etwas in einem, neue Eindrücke, ungewohnte Situationen,
anderes erleben - spüren - schmecken - riechen - hören. Eine Flut von
Sinneseindrücken, die ein synaptisches Feuerwerk auslösen und unser
Gehirn „bewegen“.
Im letzten Jahr habe ich Jesolo für mich entdeckt (seitdem 4 Mal dort
gewesen und gerne jederzeit wieder). Sandstrand kilometerlang, ein
Ausblick auf die endlose Weite des Meeres, gestreifte Sonnenschirme,
Muscheln, Beachbars, Prosecci vom Fass, Tramezzini, Spaghetti allo
scoglio, Hits der 90er an jeder Ecke, italienisches Strandleben (6
Personen unter einem Sonnenschirm, ganz gechillt), coco bello,
Baywatch on top, von Palmen gesäumte Strandpromenade, Spielautomaten
(inklusive Wahrsagerin, sehr unterhaltsam, kann ich nur empfehlen) und
abends Passeggiata durch die Einkaufsstraße.
In Jesolo ankommen bedeutet sofort: Urlaubsfeeling pur! Die warme Luft
auf der Haut, der Meeresduft in der Nase, der Blick fällt durch die
schmalen Gassen zwischen den Hotels direkt auf Palmen, Strand und
Meer. Ein erster freudvoller Jubelseufzer entkommt meiner Seele! Nach
der Zeit des Lockdowns und der Ungewissheit, wie sich alles entwickeln
wird, war dieser eben beschriebene Moment diesen Sommer für mich so
besonders. Der Gedanke daran, dies heuer vielleicht nicht erleben zu
können, nicht am Meer (meinen absoluten Wohlfühlort) sein zu können
engte mich so ein, dass der Anblick des Meeres, der Sand unter meinen
Füßen sich unglaublich befreiend anfühlte. Ich war glücklich! Es war
perfekt!
Ich war heuer im Hotel Napoleon (empfehlenswert), ein von einer
Österreicherin geführtes Hotel. Das Auge muss sich an die Opulenz
hinsichtlich der Raum- und Außengestaltung erst gewöhnen, aufgrund der
familiären Atmosphäre, die durch die gesprächige Grand Dame des Hauses
(inklusive aller Angestellten) entsteht, fühlt man sich gleich wohl.
Aufgrund der zahlreichen Gemälde, Mosaike, Statuen und Tischchen
gelingt ein venezianisches Feeling und das Staunen und Entdecken nimmt
kein Ende.
Zimmer mit Meerblick, Entspannung garantiert, ich kann es nur
empfehlen, es gibt nichts Herrlicheres als wenn das beruhigende
Rauschen der Wellen dich in den Schlaf swingt (ja swingt und
schwingt), die Sterne und der Mond über dem schwarzen Wasser leuchten
und der erste Blick am Morgen der rosa gefärbte Himmel der aufgehende
Sonne über dem Meer ist... wenn man beobachten und lauschen kann, wie
der Strand zum Leben erweckt wird, durch die Helferleins vom beach
staff, die fleißig Schirme aufspannen, Sand kehren und Liegen
herrichten... der Duft von frisch gebackenen Cornettos der Strandbar
steigt dir in die Nase und erzeugt ein sehnsuchtsvolles Grummeln im
nach Kaffee lächzenden Bäuchlein (Bäuchlein wird dann nach 10 Tagen
Italy zu Bauch oder Waschbärbauch, seems like im 5. Monat schwanger,
bei mir zumindest).
Dank seniler Bettflucht (ja wie ihr kann auch ich es kaum glauben, aber dies tritt mit Ü35 ein) schaffe ich es früh morgens ans Meer. Diese friedliche Stimmung ist so heilsam für meine Seele und den Kopf - nichts geht über meditatives Muscheln sammeln und dabei in kindliche Verzückung zu geraten, das Glitzern der Morgensonne auf der Meeresoberfläche zu bewundern und die beginnende Wärme im Gesicht zu spüren. Mit dem Hosensack voller Muscheln klimpere ich zurück ins Hotel, der Magen will gefüllt werden. Herzlichst begrüßt von den freundlichen jungen Menschen am Buffet (buongiorno buongiorno) kann man sich gleich morgens mit panini, mortadella, cornetto, prosciutto, Melone und diversem Süßen den Bauch voll schlagen. Dann beginnt der Tag am Strand: Sonne und Meer genießen, tanning till braun all over (voll anstrengend dieses braun werden, drehen, drehen, drehen wie ein Grillhähnchen).
An der Strandbar kann man guten Prosecco vom Fass (2 Euro, juhu)
genießen oder ein herrliches birra moretti trinken, dazu Pommes (a la
Strandbad, um Kindheitserinnerungen zu wecken) oder Piadine schlemmen.
Die beste und liebste Mittagszeit verbringe ich bei „al morso“ eine
lässige Tramezzini Bar, mit den besten Tramezzini, die es gibt (außer
die besten, die es noch in Venedig gibt), feiner Prosecco und sehr
nette Besitzer. Ist direkt in der Einkaufsstraße und nur wenige
Minuten vom Hotel Napoleon entfernt.
Abends, wenn der Strand sich leert, die Stimmen leiser werden, Kinder
von Sand befreit, die Schirme in Schlafposition gebracht werden, das
Sandspielzeug verstaut und die Flamingos, Schwäne und Einhörner an
ihre Plätze gebunden werden verlagert sich das Leben auf die
Einkaufsstraße und in die Restaurants von Jesolo. Ein gemütliches
Treiben und Genießen der lauen Abende in Italien.
Eine Restaurantempfehlung muss ich aussprechen: das
„Sapore di Mare“! Die Kellner super nett (also für Italiener sehr nett und mit einem
Schmäh), italienischer Stil, der Wein (Soave) perfekt zu Pasta (und
süffig, ist auch nicht unwesentlich), Sardine in soar, Lasagne,
Gnocchetti al ragu con pesto, Spaghetti allo scoglio (da kommt der
Kellner und bindet dir persönlich und höchst fachmännisch das Lätzchen
um), Pizza und Tiramisu - alle Klassiker der italienischen Küche,
durch die Bank ein Genuss. Probiert es aus und sagt mir Bescheid, wie
es euch gefallen hat!
Ein Crepe mit Nutella und ein Gelato zum Abschluss auf dem Weg zurück
ins Hotel darf nicht fehlen. Und so endet ein wunderherrlicher Tag in
Jesolo! Eine Wohltat für alle Sinne, für die Seele, für den Körper und
den Geist. Biopsychosoziale Wellness all inclusive sozusagen und das
nur 4 Stunden entfernt von Graz.
Jesolo wird mich immer wieder sehen, Jesolo hat mich schon 2 mal
„gerettet“!
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